Die 1.Seniorenmannschaft erkämpfte sich am letzten Sonntag ein 4:4 Unentschieden gegen die zweite Mannschaft der Schachgemeinschaft Büchenbach / Roth. Was das Remis für den Klassenerhalt wert ist, werden die Ergebnisse der nächsten Runden zeigen. Aktuell belegen wir den 8.Tabellenplatz, der am Ende den Abstieg bedeuten würde, so dass in den vier verbleibenden Runden noch fleißig gepunktet werden muss!

Allgemein kann zum Spielverlauf gesagt werden, dass wir den Wettkampf sowohl verlieren wie auch gewinnen hätten können, und dass das Remis letztendlich glücklich zustande kam. Die Begegnungen im Einzelnen, mit dem Versuch, den Wettkampf chronologisch zu schildern.

Brett 02: Christian – Anton Classen 1-0 Um ca. 14:30Uhr gab Schwarz nach 9 Zügen etwas genervt auf. In der Hauptvariante der Aljechin – Verteidigung hatte Schwarz übersehen, dass Weiß mit einem Zwischenzug die Qualität für einen Bauern gewinnt. So gingen wir mit 1-0 in Führung.

Brett 08: Birgit – Jakob Classen 1/2-1/2 Birgit spielte gegen die Aljechin Verteidigung mit 1.e4 Sf6 2.Sc3 d5 eine eher harmlose Nebenvariante und stand während der ganzen Partie nie schlechter. Nach 22 Zügen bot ihr Gegner Remis an. Da die Stellung ausgeglichen war, beide Spieler ca. die gleiche Spielstärke besitzen, wurde es von uns angenommen.

Brett 03: Andrej Classen – Lothar 1/2-1/2 Lothar spielte gegen einen geschlossenen Sizilianer, erreichte aber Stellungsbilder, die einem offenen Sizilianer mit frühzeitigen f4 ähneln. Beide Spieler machten keine groben Fehler so dass die Partie immer im Gleichgewicht war. Gleichzeitig mit dem Remisgebot an Brett 08, bot Andrej im 19.Zug Lothar ein Remis. Die Stellung sah so aus, dass Lothar vermutlich seinen a6-Bauern verliert; ob die entstehende Kompensation ausreichend ist, war während der Partie unklar, daher nahm Lothar das Remis an (der Computer zeigte im Nachhinein, dass die Stellung völlig ausgeglichen war).

Brett 05: Peter Kittsteiner – „Leo“ 1-0 Leo spielte gegen einen offenen Sizilianer das Schevenniger System. Weiß behandelte die Eröffnung ruhig und anspruchslos, indem er seine Figuren auf wenig aggressive Felder entwickelte (gerade gegen das Schevenninger System gibt es hochaggressive Varianten wie beispielsweise den Keres Angriff etc…). Als die Eröffnung mehr oder weniger vorbei war und es galt, einen Plan für das Mittelspiel zu suchen, fand Weiß ein sehr einfaches und probates Mittel: Er griff den kurz rochierten schwarzen König einfach mit Tg3, h4-h5 und f2-f4-f5 an. Ein solcher Angriff lässt sich für den Angreifer immer deutlich leichter spielen wie für den Verteidiger. Letztendlich fand Leo keinen geeigneten Verteidigungsplan, verlor die Qualität und gab wenig später auf. Somit stand es 2:2.

Brett 07: Andreas Kellmann – Willi 1/2-1/2 Willi´s Gegner baute sich mit 1.Sf3 / 2.d4 / 3.e3 /4.b3 /5.Lb2 … usw. relativ unkonventionell auf; wahrscheinlich wollte er als Spieler mit deutlich schlechterer DWZ gegen unseren Topscorer auf Remis spielen. Für Schwarz ist es generell nicht leicht gegen einen sicheren, wenn auch harmlosen weißen Aufbau etwas „rauszuholen“. Dies liegt häufig daran, dass Weiß kein Interesse hat, Konflikte einzugehen (er spielt ja auf Remis), er möchte hauptsächlich ein etwaiges Gegenspiel unterbinden, zudem besitzt er auch noch einen Zug mehr. Willi gelang es aber im Mittelspiel mit seinen beiden Zentralbauern voranzugehen und eroberte dadurch mehr Raum zum Manövrieren seiner Figuren. Da er aber seine schwarzen Zentralbauern auf e4 und d5 stellte, fand einerseits der weiße Springer auf d4 sein Idealfeld, andererseits wurde der schwarze Bauer auf d5 rückständig und damit zum dauerhaften Angriffsobjekt. Mit diesen beiden positionellen Schwächen konnte Willi die Partie nicht mehr auf Gewinn spielen, so dass beide Kontrahenten die Partie nach der Zeitnotphase im 44.Zug Remis gaben.

Brett 01: Thomas Roß – Frank 0-1 Thomas spielt immer einen geschlossenen Sizilianer. Diesmal kam eine Variante mit Lb5 aufs Brett. Frank baute sich dagegen logisch und solide auf. Obwohl das entstandene Mittelspiel ausgeglichen war, gefiel mir die schwarze Stellung deutlich besser. Frank konnte die halboffene b-Linie mit seinem Turm besetzen, konnte das weiße Bauernzentrum mit einem eigenen Bauern auf c4 aufhebeln und Weiß, der normalerweise einen „Standardangriff“ mit Dd1-e1-h4 / Lh5 / Sf3-g5 aufbaut, zog mit seiner Dame auf dem gegnerischen Damenflügel „herum“ und besaß kein Gegenspiel. Frank hat diesen Stellungstyp klar besser gespielt als sein Gegner, der aber erst in Zeitnot (39.Kg1) einen entscheidenden Fehler machte und daraufhin schnell die Segel streichen musste.

So führten wir mit 3,5: 2,5 bei noch zwei offenen Partien von Micha und Peter.

Peter spielte eine Partie, über die man mehrere Seiten schreiben könnte. Bereits in der Eröffnung hatte Peter seinen Gegner überspielt und konnte auf e6 einsteigen. Hätte er im 14.Zug Ld5 (anstelle von 14.Lxf5) gespielt, wäre die Partie schnell vorbei gewesen. Nach 14.Lxf5 und einem weiteren schwächerer 15.weißen Zug (15.De4 anstelle 15.De2 würde den weißen Vorteil nicht ganz weggeben) konnte sich Schwarz befreien und gelangte kurzfristig in ein ausgeglichenes Mittelspiel. Im 30.Zug – beide Spieler waren bereits etwas in Zeitnot – hätte Peter mit 30.Te7 (anstelle 30.Dd3) eine Figur und damit die Partie erneut gewinnen können, leider war die verbleibende Zeit zu knapp um dies zu sehen. Nach der Zeitkontrolle hatte Peter einen Bauern weniger, als „Kompensation“ besaß der Schwarze aber eine schrecklich schwache Königsstellung.

Michael spielte derzeit gegen Sandra eine gut durchdachte und planvolle Partie, in der er Stück für Stück in Vorteil kam. Leider warf er diesen Vorteil im 29. Zug mit 29.Sc3 weg! Ein Übersehen, das jeglichen Vorteil kostete und psychologisch schwer zu verkraften war, da der Zug die vorhergehende Arbeit egalisierte. Hinzu kam, dass die weiße Königstellung stark geschwächt wurde und Weiß nun auf Verteidigung umstellen muss. Obwohl das Endspiel materiell ausgeglichen war, stand Michael mit der offenen Königsstellung in Folge auf Verlust.

So entstand eine sehr spannende Situation, da wir zum Gewinn noch einen ganzen Punkt benötigten, es aber unklar war, woher er kommen sollte.

Michael bot – aus eigener Überzeugung völlig auf Verlust zu stehen (die Einschätzung stimmte) – Remis an, welches unser Gegner nach einiger Bedenkzeit – zum Glück für uns – akzeptierte. Brett 04: Sandra Roß – Michael 1/2-1/2. Fast gleichzeitig entschied sich Peter, trotz seines Minusbauern, den gegnerischen König mit einem Bauernvorstoß am Königsflügel weiter unter Druck zu setzen. Dies signalisierte: „Ich spiele auf Gewinn“. Dieser Bauernvorstoß schwächte aber auch seine eigene Königsstellung, so dass ich während der Partie nicht sicher war, ob dies eine gute Idee sei. Ich selbst hätte wahrscheinlich versucht, die Stellung zu verteidigen, da Schwarz aufgrund der schwachen Königsstellung kaum aktiv werden kann. Die Analyse zeigte aber, dass Peter auch hier gewinnen hätte können (anstelle 51.Ld4 gewinnt: 51.Dh8+ Kh7 52.f5+! eine Figur und damit die Partie). Leider übersah Peter auch diese Idee. Nachdem es Schwarz gelang einen weiteren Bauern zu gewinnen, war Peter, der nun ebenfalls eine schlechte Königsstellung besaß, auf verlorenen Posten und verlor letztendlich diese hoch spannende Partie. Brett 06: Peter – Jochen Dietrich 0-1

Man sieht an diesem Wettkampf, wie eng Gewinn, Verlust oder Remis zusammenliegen!

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